Vor zwei Wochen war ich etwa eine Woche in Burundi und habe dort burundische Freunde besucht. Diese habe ich auf der Konferenz in Kigali Anfang März kennengelernt und spontan entschieden, sie in der (ökonomischen) Hauptstadt Bujumbura zu besuchen. Bujumbura liegt direkt am Nordufer des riesigen Tanganyika-Sees, etwa 11 h Busfahrt von Gisenyi entfernt.
Ich durfte bei der Familie einer Freundin die ganze Woche übernachten und habe dann tagsüber zusammen mir ihr oder anderen Freunden Unternehmungen gemacht. Ich habe die Stadt richtig gut kennengelernt, wir waren am Strand, im See schwimmen, konnte Partnerorganisationen von VJN besuchen und vieles mehr.
Am Wochenende sind wir zu einer Art Massensportveranstaltung ins Inland gefahren. So konnte ich sogar noch einen Eindruck der ländlichen Regionen Burundis bekommen.
Um das Ganze ein bisschen einordnen zu können: Meine burundischen Freunde zählen zweifelsohne zur "Oberschicht" und somit habe ich große Teile auch aus dieser Perspektive gesehen.
Burundi ist nach BIP pro Kopf das ärmste Land der Welt und gerade in ländlichen Regionen ist das auch erkennbar. So wie die Häuser und Dörfer in den abgelegensten Regionen Ruandas mitten auf dem Land aussehen, sehen die Häuser in Burundi an den Hauptstraße zwischen Ruanda und Burundi aus. Der burundische Franc hat enormen Wertverlust, was die Wirtschaft stark beeinflusst. Es gibt keinen touristischen Zweig wie in Ruanda und die Hauptstadt ist keinesfalls vergleichbar mit der Modernität Kigalis.
Diese Seite Burundis habe ich also definitiv auch kennengelernt und wahrgenommen. Wären meiner Freunde aber nicht in der Oberschicht, hätten sie A nicht an einer Konferenz in Ruanda teilnehmen können und B hätte ich sie nicht so unkompliziert besuchen können.
Ich will vermeiden, dass es herüberkommt, als wäre Burundi ein normales Reiseziel wie Frankreich. Ich mache mir sehr viele Gedanken, ob ich es für mich vertreten kann, derart arme Länder zu bereisen. Einerseits ist ein Besuch von Freunden aber eine andere und respektvollere Art des Kennenlernens und andererseits werde ich im positiven Sinne in einer Art und Weise zu einem Vertreter des Landes. Wenn jemand in Deutschland jetzt über Burundi redet, werde ich sehr direkte und eigene Erfahrungen teilen können und so zum Beispiel zum Abbau falscher Vorurteile beitragen können. Insgesamt ist das Bereisen derartiger Länder, wenn man sich reflektiert und respektvoll verhalten will, deutlich komplizierter.
Alles in allem hatte ich eine richtig tolle Woche und vor allem einen ganz besonderen Eindruck von Burundi: Burundische Freunde zu besuchen, mit der Familie zu leben und Unternehmungen zusammen zu machen, ist eine ganz andere und viel eindrucksreichere Perspektive wie das Bereisen als einfacher Tourist. Es hat mich sehr gefreut, dass das so geklappt hat.
Die unglaubliche Gastfreundschaft und die ganze Woche mit so tollen und herzlichen Menschen zu verbringen, hat meinen Eindruck von Burundi mit Sicherheit geprägt. Wenn ich neue Orte bereise, muss ich dort nicht die schönsten Sehenswürdigkeiten sehen, sondern suche genau diesen Kontakt mit den Menschen.
Ich möchte einen Eindruck bekommen, wie das Leben, die Kultur, das Essen und die Menschen in den Ländern sind.
Es ist gut möglich, dass das meine letzte Reise meiner Zeit in Ruanda war. Ich bin sehr glücklich damit, dass ich während dieses Jahres jetzt doch noch so einige andere Orte und Länder sehen konnte. Es ist unglaublich interessant und wertvoll für mich gewesen, andere ostafrikanische Länder und Kulturen kennenzulernen, während ich selbst in einem der Länder wohne.
Ich kann mir gerade enorm gut vorstellen, irgendwann in der Zukunft zurück nach Ostafrika zu kommen und hier beispielsweise einige Jahre zu arbeiten.
Nun genieße ich noch die letzten Wochen in meinem zweiten Zuhause, bevor es dann zurück nach Deutschland geht. Wie sagt man so schön: Ich werde mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Flieger steigen!
Strand des Tanganyika-Sees - 670 km lang, zweitgrößter See Afrikas und zweittiefster See der Erde, Bujumbura im Hintergrund
Im Hintergrund sieht man die Berge im Kongo
Das Stadtzentrum Bujumburas
Projektbesuch, hier eine Schule für gehörlose Kinder
ein Tag in Burundi und direkt die erste burundische Hochzeit
Wochenendausflug ins Inland bzw. ins kongolesische Grenzgebiet
Bei der Veranstaltung sind bestimmt 150 Teilnehmer in vier verschiedenen Gruppen je nach Stärke für 2 bis 3 Stunden laufen gegangen - irgendwie eine lustige aber nette Zusammenkunft
von rechts: die Mutter der Freundin, bei der ich die Woche wohnen durfte, Carmen (die Freundin) und deren Onkel