Mitte März, also vor zwei Wochen, fand in der Hauptstadt Kigali eine große Konferenz des EU-Projekts statt, von dem meine Organisation VJN ein Teil ist. VJN war der Gastgeber dieser Konferenz und Tabea und ich durften als Unterstützung des Teams teilnehmen.
Um das Projekt in einigen Worten zusammen zu fassen:
Das „Great Lakes Youth Network for Dialogue and Peace“ wird von der europäischen Union kofinanziert und hat 6 Partnerorganisationen. Zum Einen die deutsche Konrad Adenauer Stiftung sowie jeweils eine Organisation in Uganda, Tansania, Burundi, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Meine Organisation Vision Jeunesse Nouvelle ist der Partner in Ruanda.
In allen Länder werden insgesamt über 100 ausgewählte Jugendinitiativen bei ihrer Arbeit unterstützt, gefördert, fortgebildet sowie untereinander verknüpft. Das Ziel des Projektes ist es, so einen Beitrag zu Frieden und Stabilität in der zuletzt oft von schlimmen Konflikten heimgesuchten Region zu leisten. Neben der Förderung sind Aktivitäten wie beispielsweise Trainings für Kapazitätsaufbau (Kapazitätsaufbau soll nachhaltige Entwicklung gewährleisten), grenzüberschreitende Treffen, Dialogforen, praktische Aktivitäten, Networking Veranstaltungen und Vieles mehr.
Wie ihr vielleicht merkt, ist das ein wirklich großes Projekt, was schwer kurz zu umreißen ist. Wenn euch das genauer interessiert, lasst es mich gerne wissen oder schaut auf der Website des Projekts vorbei: www.greatlakesyouth.africa
Bei der Konferenz war jeweils ein Vertreter jeder Jugendinitiative, Abgeordnete aus Parlamenten sowie andere Offizielle eingeladen. Während der drei Tage fanden Podiumsdiskussionen, Gruppenarbeiten und viele Meetings bezüglich des Projekts statt. Außerdem wurde das ruandische Parlament und das Genocide Memorial besucht.
Wir erfuhren erst am Sonntag davor, dass wir nun doch mitkommen dürften, da es uns eigentlich aus Budgetgründen abgelehnt worden war. Also ging es am Montag auf nach Kigali und am Dienstag fing die Konferenz dann richtig an.
Arbeit / meine Aufgaben
Da wir erst sehr spät ins Team geholt wurden, war bei der Ankunft noch nicht klar, was wir machen werden. Im Prinzip war ich diese Tage dann ein bisschen ein Mädchen für alles. Entweder ein Kollege hat gesagt, wo ich ihm helfen kann oder ich war im Saal und wenn ein Teilnehmer ein Problem hatte bzw. mir etwas aufgefallen ist, habe ich mich darum gekümmert.
Am zweiten Tag habe ich dann auch Verantwortung übernommen und mich beispielsweise um Transport in die Hotels, Fehler bei der Ausgabe von Essengeldern und so weiter gekümmert. Das hat richtig gut getan, wirklich unterstützen und entlasten zu können. Gegen Ende der Konferenz hatte ich wirklich viel zu tun, mein Handy hat oft geklingelt und ich hatte den Eindruck, dass einige Leute wissen, dass sie bei einem Problem oder Frage zu mir kommen können und ich mich darum auch wirklich kümmere.
Neue Bekanntschaften
Wann hat man die Möglichkeit, sich mit Menschen aus 6 Nationen bei der Kaffeepause oder beim Abendessen zu unterhalten?
Ich empfand es als sehr erfrischend und nett, mit so vielen Menschen aus verschiedenen Ländern sprechen und sie kennenzulernen zu können.
Ich kenne jetzt Menschen, die sehr jung eine Jugendinitiative in Burundi gegründet haben oder die früher auch mal weltwärts gemacht haben und jetzt für deutsche Institutionen in Ostafrika arbeiten. Unter Anderem für genau diese Erfahrungen wollte ich ein Jahr hier leben und arbeiten.
Hinzu kommt, dass Menschen, die solche Initiativen ins Leben rufen, deutlich häufiger auch einen kritischeren Blick auf die Dinge hier haben. Da entstehen Gespräche, die ich sonst in Ruanda etwas vermisse, zum Beispiel über Politik.
Interesse
Ich war bisher noch nie auf einer derart großen und auch professionellen Konferenz. Die Projekte kenne ich nun seit einiger Zeit und dort auch noch diese Seite zu sehen, war sehr interessant für mich. Wie funktioniert das alles? Was für ein Budget hat ein Projekt dieser Größe für Veranstaltungen? Welche offiziellen Personen (z.B. aus Parlamenten) sind vor Ort? Das alles hat mir in vielen Dingen Klarheit gebracht, aber auch einige kritische Aspekte durchscheinen lassen.
Alles in Allem ist diese Woche mit Sicherheit eines der bisherigen Highlights meiner Zeit hier und ich werde noch lange daran denken.
Ein kleiner Eindruck zum Schluss: Es war beeindruckend zu sehen, wie sehr die jungen Menschen hier den Willen haben, etwas zu verändern. Hier begegnet mir viel seltener das aus Deutschland bekannte „Ich kann doch sowieso nichts verändern!“. Das ist unglaublich schön zu sehen und da stelle ich mir die Frage: Wieso haben die jungen Menschen in Deutschland das Gefühl, nichts etwas verändern zu können? Denn bei einer Sache bin ich mir sicher, die Bereitschaft wäre auch in Europa da.
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